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Dachbegrünung & Gründächer: Vorteile, Nachteile, Kosten, DIY und Förderung
Dachbegrünung (Gründach) bezeichnet die Bepflanzung einer Dachfläche mit Vegetation. Es gibt meist zwei Varianten: extensive Gründächer mit wenigen Zentimetern Substrat und Anspruch auf Trockenheitstoleranz, und intensive Gründächer (Dachgärten) mit dickerem Boden und breiterer Bepflanzung (Stauden, Gräser oder sogar Bäume). Beide fördern das Stadtklima und bieten vielfältige ökologische Vorteile. Durch Vegetation und Erdschicht kühlen begrünte Dächer im Sommer das Gebäude und speichern Regenwasser – “Grüne Dächer kühlen im Sommer Dach und Umgebung durch Verdunstung” und isolieren im Winter. Sie verlängern zudem die Lebensdauer der Abdichtung (Schutz vor UV und Temperaturschwankungen) und können Energie sparen. Beispiele in Deutschland bestätigen: Hamburg fand, dass ein extensives Gründach über Jahrzehnte ähnlich kosteneffizient ist wie ein konventionelles Flachdach (bis zu 0,5 €/m² Wartungskosten). Zudem schaffen begrünte Dächer Lebensraum für Insekten und tragen zur Artenvielfalt bei. Abschließend steigern sie häufig den Wert und das Image des Gebäudes.
Vorteile der Dachbegrünung
Klimaanpassung & Kühlung: Vegetation verdunstet Wasser, kühlt Dach und Umgebung. Im Sommer wird so Überhitzung des Gebäudes reduziert; im Winter wirkt die Erdschicht isolierend gegen Kälte.
Energieeinsparung: Durch das dämmende Substrat können Heiz- und Kühlkosten sinken. Studien zeigen deutliche Energieeinsparungen dank der zusätzlichen Dämmwirkung.
Regenwasserrückhalt: Gründächer verzögern und speichern 40–90 % des Niederschlags. Das entlastet Kanalisation und spart ggf. Regenwassergebühren.
Schutz der Dachabdichtung: Die Vegetationsschicht schützt Dachhaut und Abdichtung vor UV-Strahlung, Wind und Hagel. Gründächer erreichen deutlich längere Lebensdauer (über 40 Jahre) als unbepflanzte Dächer.
Biodiversität & Ökologie: Mit heimischen Stauden und Gräsern bereichern Gründächer das Stadtbild als Insektenparadies. Manche Pflanzenarten und Spinnentiere siedeln sich spontan an, wodurch die Artenvielfalt steigt.
Ästhetik & Immobilienwert: Begrünte Dächer verschönern das Haus und können Wert und Vermietbarkeit steigern. In München etwa zählt eine Begrünung bei Sanierungen als Bonus (bei Bebauungsplanverhandlung).
Förderung & Image: Viele Kommunen und Länder fördern Gründächer, woraus finanzielle Vorteile resultieren. Außerdem punkten Eigentümer und Firmen ökologisch; Hamburg weist z.B. darauf hin, dass ein Gründach “die Arbeitsproduktivität und Konzentration steigert”.
Nachteile und Herausforderungen
Hohe Investitionskosten: Die Anlage eines Gründachs ist teurer als ein konventionelles Dach. Rechnen Sie mit etwa 30–80 €/m² bei extensiver Begrünung (Material und Verlegung). Intensive Dächer kosten oft deutlich mehr (ca. 80–150+ €/m²), da dickere Substrate und aufwendigere Begrünung benötigt werden.
Traglast und Statik: Begrünte Dächer bringen Gewicht mit: Extensivdächer lasten trocken etwa 45–90 kg/m² (bis 75–140 kg/m² bei voller Wassersättigung). Bei der Planung muss ein Statiker bestätigen, dass die Dachkonstruktion diese Lasten tragen kann. Steile Dächer (über ~25°) erfordern zusätzliche Sicherung (z.B. Rutschstopper).
Pflege- und Wartungsaufwand: Trotz Werbeaussagen sind Gründächer nicht völlig wartungsfrei. Extensivdächer sind „pflegearm“, benötigen aber mindestens eine Kontrolle und leichten Rückschnitt 1–2 Mal jährlich. Dazu gehören Unkraut jäten, Reinigung der Drainagen und gegebenenfalls Düngung oder Nachpflanzung dünner Stellen. Intensive Dachgärten erfordern entsprechend mehr Pflege (Gießen, Schneiden, Bewässerungssysteme). Ohne Pflege kann sich unerwünschter Bewuchs ausbreiten und Feuchtigkeit länger einbehalten.
Feuchteschäden bei Fehlern: Wird das Gründach nicht fachgerecht geplant (z.B. fehlerhafte Abdichtung, fehlende Wurzelsperre) oder ist die Dachabdichtung bereits alt, können Feuchteschäden auftreten. Wichtig ist, vorab eine wasserdichte und wurzelfeste Dachhaut zu haben. Muss die Dachmembran später saniert werden, muss die Begrünung temporär entfernt werden. Einige Systeme (z.B. modulare Gründach-Kassetten) erleichtern das Abnehmen beim Dachsanierung. Bei unsachgemäßem Einbau ohne Prüfung kann eine Dachbegrünung also zu Problemen führen, eine fachgerechte Planung und Montage ist daher essenziell.
Genehmigungen und Vorschriften: In der Regel ist eine Dachbegrünung genehmigungsfrei, solange die Fläche nicht als Nutzgarten deklariert wird und nur geringe Aufbauhöhen verwendet werden. In einigen Städten können Bebauungspläne Dachbegrünung sogar verlangen. Begehbare Dachgärten oder Aufbauten über bestimmten Höhen können jedoch wie Dachterrassen eingestuft sein und eine Nutzungsänderung nach sich ziehen (dann Absturzsicherung, Bauantrag nötig). Vor dem Bau sollte daher das zuständige Bauamt kontaktiert werden.
Kostenübersicht
Kostenart | Kosten (ca.) | Anmerkung |
---|---|---|
Installation (extensiv) | 30–80 €/m² | Inkl. Substrat, Drainage und Pflanzen. Ggf. günstiger bei Eigenleistung. |
Installation (intensiv) | 80–150+ €/m² | Dickere Substratschicht, höhere Pflegekosten. |
Pflege/Wartung | ~0,5–3 €/m² jährlich | Einmal/Jahr: Unkraut, Entwässerung, Nachpflanzen; intensiver bei Dachgarten. |
Dachsanierung (einmalig) | stark abhängig (~100–200 €/m²) | Nur wenn Dachaltbau: ggf. zusätzliche Abdichtung vor Begrünung. |
Gesamtbeispiel (50 m²) | ca. 1.500–4.000 € (ext.) | Beispiel: 50 m² Extensivdach à 30–80 €/m² → 1.500–4.000 € (ohne Einbau). |
Die Preise variieren je nach System, regionalen Handwerkerpreisen und Dachgröße. Fertige Sedum-Matten oder Gründachkassetten (für Carports/Gartenhäuser) reduzieren oft den Aufwand, kosten aber Material. Fachfirmen nennen Komplettpakete inklusive Substrat und Dränschicht typ. mit etwa 48–71 €/m². Die Zahlen stimmen mit anderen Quellen überein: co2online schätzt 30–60 €/m² für extensive Gründächer, intensive Dächer etwa doppelt so teuer. Bei Eigenleistung (DIY) lassen sich Arbeitskosten sparen – allerdings fällt dann Einarbeitungszeit an.
DIY-Anleitung für einfache Gründächer
Schritt 1: Statik prüfen. Vor Beginn sollte ein Statiker das Dach freigeben. Ein typisches Extensivsystem wiegt etwa 45–90 kg/m² (trocken). Bei Altbauten empfiehlt sich oft eine leichtere Gründach-Kassette (45–55 kg/m² gesättigt). Tragfähigkeit und Neigung (max. ~15–30° für DIY-Module) sind zu berücksichtigen.
Schritt 2: Dach vorbereiten. Dachfläche von Schmutz befreien, Unebenheiten ausgleichen. Legen Sie eine stabile Wurzelschutzfolie aus (Überlappung ~1,5 m an Stoßstellen). Diese schützt die Abdichtung vor durchdringenden Wurzeln. Schneiden Sie die Folie passend um Dachanschlüsse (Abläufe, Aufkantungen).
Schritt 3: Schutzvlies verlegen. Ein Filzvlies (Geotextil) über der Wurzelsperre verhindert mechanische Schäden und filtert feine Partikel aus dem Substrat. Es verteilt außerdem das Wasser gleichmäßig.
Schritt 4: Module platzieren. Für DIY eignen sich vorbepflanzte Sedum-Kassetten oder -Matten. Diese sind fertig mit Vegetation und Substrat angelegt. Legen Sie die Module lückenlos auf das Vlies. Beginnen Sie am Rand: platzieren Sie zuerst eine Reihe längs und eine quer, und schließen Sie dann die Zwischenräume. Die Kassetten lassen sich oft in Form schneiden. Lassen Sie rund um Dachrand und Abflüsse einen 20–40 cm breiten Streifen frei – dieser dient als Arbeitsraum. Dieser Rand kann später mit Zierkies abgedeckt werden.
Schritt 5: Abschluss und Gießen. Schützen Sie Dachrand und Regenabläufe mit Laubschutzgittern, um Verstopfungen zu vermeiden. Gießen Sie die frisch ausgelegten Pflanzen gut an, besonders bei langem Transport oder Hitze. Danach sind viele Sedum-Arten sehr trockenresistent und benötigen nur in trockenen Sommern Nachschub.
Fördermöglichkeiten und Zuschüsse
Deutschland fördert Gründächer auf mehreren Ebenen: Bund, Länder und viele Kommunen. Wichtige Programme sind:
Bund (BAFA, KfW): Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gelten Dachbegrünungen als förderfähige Maßnahme an der Gebäudehülle. Das BAFA-Infoblatt bestätigt: “Erhalt und Neuanlage von Dachbegrünungen” sind förderfähig. Das bedeutet, wer bspw. im Zuge einer Dachdämmung oder Dachsanierung auch Begrünung anlegt, kann BAFA-Zuschuss beantragen (BEG EM, früher iSFP-Bonus). Zudem bieten KfW-Programme Kredite und Boni: Unter dem KfW-Effizienzhaus-Programm (261) zählt eine Gründach-Dämmung zu den Maßnahmen. Und das KfW-Umweltprogramm (240/241) fördert generell “Naturnahe Klimaschutzmaßnahmen” (zinsgünstige Kredite für ökologische Investitionen). Informationen und Anträge finden Sie direkt bei BAFA bzw. KfW.
Länder & Kommunen: Viele Bundesländer haben spezielle Klimaschutz- oder Klimaanpassungs-Fördertöpfe, oft über kommunale Umweltprogramme. Übersichten dazu gibt z.B. der Bundesverband GebäudeGrün: Dort heißt es, dass “über 70 verschiedene kommunale Förderprogramme” existieren. Die Zuschusshöhen variieren typischerweise zwischen 10 und 50 €/m² begrünter Dachfläche. Beispiele: In München gibt es einen Zuschuss von 50 % der anerkannten Kosten (maximal 25 €/m² für extensive, 100 €/m² für intensive Begrünung). In Hamburg erhalten private Eigentümer pauschal 60 % Zuschuss auf die Herstellungskosten (kleine Firmen 60 %, mittlere 50 %, große 40 %), bis 100.000 € pro Gebäude. Berlin hat das Landesprogramm “GründachPLUS” (bis zu 60.000 € Zuschuss für Sanierung/Neubau). Informieren Sie sich bei Ihrer Stadt-/Gemeinde-Website oder Umweltbehörde. Eine aktuelle Übersicht (Liste und interaktive Karte) gibt z.B. der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) über Förderprogramme.
Weitere lokale Förderungen: Neben direkten Zuschüssen lockern einige Kommunen auch Auflagen: So senken manche Städte die Grundsteuer oder gewähren Nachlässe bei Grundstückserneuerungsabgaben für Begrünungsmaßnahmen. Oft kann auch eine Reduzierung von Versiegelungsgebühren möglich sein. Beispiel: In Köln gab es eine Ermäßigung der Schmutzwassergebühr für begrünte Dächer. Fragen Sie bei Ihrem Wasser- oder Umweltamt nach solchen Boni.
Konkrete Links: Für Details siehe BAFA-Infoblatt „Gebäudehülle – Einzelmaßnahmen“bafa.de und KfW-Website (z.B. Umweltprogramm 240/241naturdach-profi.de). Bei Kommunen helfen die Webseiten der Umwelt- oder Klimadezernate. Beispiele: Hamburg IFB-Gründachförderunghamburg.de, Münchner Förderprogramm Begrünungco2online.de (s. „Richtlinie Förderprogramm Begrünung“). Auch Nichtregierungsorganisationen wie CO2online oder Energieagenturen fassen aktuelle Förderinfos zusammen (z.B. CO2online-Fördermittelcheckco2online.de).
Zusammenfassung
Dachbegrünung bringt umfangreiche ökologische und ökonomische Vorteile: Klimaschutz, Energieeinsparung, Schutz des Daches und mehr Lebensqualität. Sie ist allerdings mit höheren Investitionskosten verbunden und setzt eine geeignete Dachstatik sowie regelmäßige Pflege voraus. Eine sorgfältige Planung (Statik, Abdichtung, Bepflanzung) minimiert Risiken. Für viele kleine Dächer (z.B. Carports, Garagen, Gartenhäuser) bieten sich modulare Sedum-Kassetten oder Fertigmatten an, die auch Laien relativ leicht verlegen könnenmein-eigenheim.de. Nutzen Sie Förderprogramme: Sowohl Bund als auch Länder und Städte unterstützen Gründächer finanziell. Zusammen mit Einsparungen (bei Energie und Regenentwässerung) und Wertsteigerung amortisieren sich die Mehrkosten oft über die Jahrekassel.dekassel.de. Vor der Umsetzung sollten Sie jedoch Angebote einholen, Bauvorschriften prüfen und gegebenenfalls eine Fachberatung in Anspruch nehmen.
Quellen: Fachliteratur, offizielle Förderleitfäden und Praxisratgeber (z.B. CO2onlineco2online.de, BuGGkassel.de, Städte-Materialienstadt.muenchen.dehamburg.de, KfW/BAFA-Dokumentebafa.denaturdach-profi.de). Alle Angaben verstehen sich als Beispiele; genaue Kosten und Fördersätze erfragen Sie bitte bei den zuständigen Ämtern bzw. Institutionen