- Beruf & Ausbildung
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🔍 Inhaltsverzeichnis
Einleitung
In Zeiten von Energiekrise, Wohnraummangel und Klimawandel gewinnt das Handwerk enorm an Bedeutung – allen voran der Beruf des Dachdeckers. Wer denkt, Dachdecker verlegen nur Ziegel, irrt gewaltig: Moderne Dachdecker*innen sind Experten für Solartechnik, Dämmung, Gründächer, Abdichtungstechnik und Bauphysik. Sie verbinden körperliche Arbeit mit technischem Know-how – ein Beruf für Macher mit Verstand.
2. Der Beruf Dachdecker: Was macht man da eigentlich?
Kernaufgaben:
Eindecken von Steil- und Flachdächern
Dämmung und Abdichtung
Montage von Photovoltaik- und Solaranlagen
Arbeiten an Fassaden (z. B. Schieferverkleidung)
Bauwerksabdichtung (z. B. bei Terrassen, Balkonen)
Einbau von Dachfenstern, Lichtkuppeln, Schneefangsystemen
Arbeitsorte:
Auf Dächern, an Fassaden, im Gerüst, im Betrieb oder auf der Baustelle
Viel draußen, bei jedem Wetter – mit professioneller Schutzausrüstung
3. Voraussetzungen für die Ausbildung
Formale Anforderungen:
Mindestens Hauptschulabschluss (auch ohne möglich, je nach Betrieb)
Gute Kenntnisse in Mathe, Physik und Technik
Persönliche Eigenschaften:
Schwindelfreiheit
Handwerkliches Geschick
Teamfähigkeit
Interesse an Technik, Umwelt und Bauprozessen
Körperliche Fitness und Ausdauer
4. Ausbildungsinhalte im Detail
Die Ausbildung ist dual (Betrieb + Berufsschule) und umfasst folgende Lernbereiche:
a) Technisches Wissen
Dachformen, Baupläne, Skizzen lesen
Berechnung von Flächen, Winkeln und Materialbedarf
Grundlagen der Statik und Bauphysik
b) Materialkunde
Ziegel, Beton, Schiefer, Holz, Dämmstoffe, Bitumen
Solartechnik und moderne Dämmsysteme
c) Praktisches Handwerk
Schneiden, Messen, Sägen, Bohren, Hämmern
Arbeiten mit Maschinen, Werkzeugen und Schweißgeräten
d) Sicherheit und Umweltschutz
Absturzsicherung, Arbeitsschutzkleidung
Umweltgerechte Entsorgung, nachhaltige Baustoffe
5. Ausbildungsdauer und Ablauf
Regulär: 3 Jahre, verkürzbar auf 2,5 Jahre bei guter Leistung oder mit Abitur/Mittlerem Abschluss.
Typischer Ablauf:
Jahr: Grundlagen (Dachformen, Werkzeuge, erste einfache Dächer)
Jahr: Spezialisierung (Flachdächer, Abdichtung, Dämmung)
Jahr: Selbstständiges Arbeiten, Prüfungsvorbereitung
Zwischenprüfung: Am Ende des 2. Jahres
Gesellenprüfung: Theorie + Praxis am Ende der Ausbildung
6. Ausbildungsvergütung und Arbeitszeiten
Vergütung (2024, tariflich):
Jahr: ca. 950–1.000 €
Jahr: ca. 1.100–1.200 €
Jahr: ca. 1.350–1.450 €
Arbeitszeit:
In der Regel 40 Stunden pro Woche
Früher Arbeitsbeginn (6–7 Uhr), oft bis 15–16 Uhr
Zeitweise Samstagsarbeit oder witterungsabhängige Pausen
🧱 Entwicklung der Ausbildungszahlen im Dachdeckerhandwerk (2005–2025)
Die Anzahl der Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten wie folgt entwickelt:
Jahr | Anzahl der Auszubildenden |
---|---|
2005 | ca. 9.500 |
2010 | ca. 8.800 |
2015 | ca. 8.300 |
2020 | ca. 7.700 |
2021 | 7.715 |
2022 | 8.767 |
2023 | 8.737 |
2024 | 8.490 |
2025 | 8.588 |
Quelle: Statista, ZVDH, Handwerksblatt
Besonders erfreulich ist der Anstieg der weiblichen Auszubildenden:
Jahr | Weibliche Auszubildende |
---|---|
2020 | 147 |
2021 | 166 |
2023 | 350 |
2025 | 390 |
Quelle: Handwerksblatt
7. Weiterbildung und Karrierechancen
Nach der Gesellenprüfung kannst du dich weiterentwickeln:
🧑🏫 Dachdeckermeister/in
Führungskraft, Ausbilder, Betriebsleiter oder Selbstständiger
📐 Staatlich geprüfter Techniker/in – Bautechnik
Planung, Bauleitung, Projektkoordination
🎓 Studium
Architektur, Bauingenieurwesen, Energie- & Gebäudetechnik (mit FH-Reife/Abitur)
🏅 Energieberater/in
Spezialisierung auf nachhaltige Sanierung
8. Spezialisierungsmöglichkeiten
Nach der Ausbildung kannst du dich z. B. auf folgende Bereiche spezialisieren:
Gründächer & Dachbegrünung
PV- und Solartechnik
Holzbau und Zimmerei
Fassadenbau & Metallverarbeitung
Denkmalpflege und Altbausanierung
9. Verdienst und Gehaltsentwicklung
Nach der Ausbildung:
Berufseinsteiger-Gesellen: ca. 2.600–2.900 € brutto
Mit Meistertitel oder Spezialisierung:
ca. 3.400–4.200 € brutto
Als Betriebsinhaber:
deutlich mehr, abhängig vom Auftragsvolumen
Extras:
Zuschläge für Gefahrenarbeit, Montage, Überstunden
Urlaubs- und Weihnachtsgeld (tariflich geregelt)
💰 Entwicklung der Ausbildungsvergütung und Gesellenlöhne (2005–2025)
Die Ausbildungsvergütungen und Gesellenlöhne im Dachdeckerhandwerk haben sich wie folgt entwickelt:
Ausbildungsvergütung (brutto, monatlich)
Jahr | 1. Lehrjahr | 2. Lehrjahr | 3. Lehrjahr |
---|---|---|---|
2005 | ca. 500 € | ca. 600 € | ca. 700 € |
2010 | ca. 600 € | ca. 700 € | ca. 800 € |
2015 | ca. 700 € | ca. 800 € | ca. 900 € |
2020 | ca. 860 € | ca. 1.040 € | ca. 1.320 € |
2025 | 1.050 € | 1.200 € | 1.460 € |
Quelle: ZVDH, IG BAU
Gesellenlöhne (brutto, Stundenlohn)
Jahr | Stundenlohn |
---|---|
2005 | ca. 12,00 € |
2010 | ca. 13,50 € |
2015 | ca. 15,00 € |
2020 | ca. 16,27 € |
2025 | 23,28 € |
Quelle: IG BAU, Wikipedia
10. Der Alltag eines Dachdeckers
06:00 Uhr: Arbeitsbeginn im Betrieb oder direkt auf der Baustelle
08:30 Uhr: Frühstückspause auf dem Gerüst
12:00 Uhr: Mittagspause
15:00–16:00 Uhr: Feierabend (je nach Wetter und Auftragslage)
Arbeit im Sommer: heiß, anstrengend
Arbeit im Winter: kalte Finger, aber Teamgeist wärmt!
Wetterpausen: gibt’s, wenn es zu gefährlich wird
11. Sicherheit auf der Baustelle
Dachdecker sind Profis im Arbeitsschutz:
Absturzsicherungen (Auffanggurte, Geländer)
Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
Schulungen zu Erste Hilfe und Verhalten im Gefahrenfall
Regelmäßige Sicherheitsunterweisungen
12. Beruf mit Zukunft: Nachhaltigkeit & Innovation
Klimaschutz: Dämmung, PV-Anlagen, Gründächer
Nachhaltige Materialien: Holz, Naturstein, recycelte Produkte
Energieeffizienz: Luftdichte Gebäudehüllen, Wärmerückgewinnung
Digitalisierung: Drohnenvermessung, digitale Aufmaßtechnik
13. Frauen im Dachdeckerhandwerk
Immer mehr Frauen entdecken den Beruf für sich. Dachdeckerinnen werden von Betrieben sehr geschätzt, weil sie oft besonders präzise und organisiert arbeiten.
Pluspunkte für Frauen:
Gleiches Gehalt wie Männer
Aufstiegschancen ohne Glasdecke
Vorbilder: Meisterinnen, Ausbilderinnen, Betriebsleiterinnen
14. Auslandsperspektiven
Dachdeckerkenntnisse sind auch international gefragt:
Arbeiten in der Schweiz, Österreich, Norwegen (besserer Lohn)
Freiwilligendienst oder Work & Travel in Entwicklungsprojekten
EU-Anerkennung von Qualifikationen erleichtert Wechsel
15. Selbstständigkeit im Dachdeckerhandwerk
Viele Dachdecker*innen machen sich nach einigen Jahren selbstständig.
Voraussetzungen:
Meisterbrief
Eintragung in die Handwerksrolle
Betriebsführung, Buchhaltung, Kundenakquise
Vorteile:
Eigene Entscheidungen treffen
Höheres Einkommen
Gestaltungsspielraum
16. Bewerbungstipps: So bekommst du den Ausbildungsplatz
Anschreiben: Kurz, ehrlich, motiviert – warum willst du Dachdecker werden?
Lebenslauf: Tabellarisch, inkl. Hobbys (z. B. Sport, Handwerk)
Vorbereitung: Praktikum machen!
Kleidung beim Gespräch: Sauber, ordentlich, kein Anzug nötig
17. Arbeitgebermarketing: Wie gute Betriebe um Nachwuchs werben
Ausbildungsmessen
Instagram und TikTok mit Baustellen-Content
Praktika für Schüler:innen
Prämien für Azubis bei guten Noten
Unterstützung beim Führerschein
18. Dachdecker im digitalen Wandel
Digitale Baupläne auf dem Tablet
Drohnen für Dachinspektionen
Maschinensteuerung über App
Materialbestellungen automatisiert
19. Fazit: Lohnt sich die Karriere als Dachdecker?
Ja! Die Dachdeckerbranche bietet:
✅ Sichere Jobs
✅ Gute Bezahlung
✅ Vielseitige Aufgaben
✅ Weiterentwicklungsmöglichkeiten
✅ Sinnvolle Arbeit im Klimaschutz
Wer nicht nur im Büro hocken will, gerne zupackt und dabei Zukunft gestalten möchte, trifft mit dem Dachdeckerhandwerk eine ausgezeichnete Wahl.