Illustration eines Hauses mit Schallschutz-Dach und Dämmmaterialien. Das Bild zeigt, wie moderne Dämmung für Ruhe auch bei Sturm und Regen sorgt.
27. Mai 2025

Einleitung

In Zeiten von Energiekrise, Wohnraummangel und Klimawandel gewinnt das Handwerk enorm an Bedeutung – allen voran der Beruf des Dachdeckers. Wer denkt, Dachdecker verlegen nur Ziegel, irrt gewaltig: Moderne Dachdecker*innen sind Experten für Solartechnik, Dämmung, Gründächer, Abdichtungstechnik und Bauphysik. Sie verbinden körperliche Arbeit mit technischem Know-how – ein Beruf für Macher mit Verstand.

2. Der Beruf Dachdecker: Was macht man da eigentlich?

Kernaufgaben:

  • Eindecken von Steil- und Flachdächern

  • Dämmung und Abdichtung

  • Montage von Photovoltaik- und Solaranlagen

  • Arbeiten an Fassaden (z. B. Schieferverkleidung)

  • Bauwerksabdichtung (z. B. bei Terrassen, Balkonen)

  • Einbau von Dachfenstern, Lichtkuppeln, Schneefangsystemen

Arbeitsorte:

  • Auf Dächern, an Fassaden, im Gerüst, im Betrieb oder auf der Baustelle

  • Viel draußen, bei jedem Wetter – mit professioneller Schutzausrüstung

3. Voraussetzungen für die Ausbildung

Formale Anforderungen:

  • Mindestens Hauptschulabschluss (auch ohne möglich, je nach Betrieb)

  • Gute Kenntnisse in Mathe, Physik und Technik

Persönliche Eigenschaften:

  • Schwindelfreiheit

  • Handwerkliches Geschick

  • Teamfähigkeit

  • Interesse an Technik, Umwelt und Bauprozessen

  • Körperliche Fitness und Ausdauer

 

4. Ausbildungsinhalte im Detail

Die Ausbildung ist dual (Betrieb + Berufsschule) und umfasst folgende Lernbereiche:

a) Technisches Wissen

  • Dachformen, Baupläne, Skizzen lesen

  • Berechnung von Flächen, Winkeln und Materialbedarf

  • Grundlagen der Statik und Bauphysik

b) Materialkunde

  • Ziegel, Beton, Schiefer, Holz, Dämmstoffe, Bitumen

  • Solartechnik und moderne Dämmsysteme

c) Praktisches Handwerk

  • Schneiden, Messen, Sägen, Bohren, Hämmern

  • Arbeiten mit Maschinen, Werkzeugen und Schweißgeräten

d) Sicherheit und Umweltschutz

  • Absturzsicherung, Arbeitsschutzkleidung

  • Umweltgerechte Entsorgung, nachhaltige Baustoffe


 

5. Ausbildungsdauer und Ablauf

Regulär: 3 Jahre, verkürzbar auf 2,5 Jahre bei guter Leistung oder mit Abitur/Mittlerem Abschluss.

Typischer Ablauf:

    1. Jahr: Grundlagen (Dachformen, Werkzeuge, erste einfache Dächer)

    1. Jahr: Spezialisierung (Flachdächer, Abdichtung, Dämmung)

    1. Jahr: Selbstständiges Arbeiten, Prüfungsvorbereitung

Zwischenprüfung: Am Ende des 2. Jahres
Gesellenprüfung: Theorie + Praxis am Ende der Ausbildung


 

6. Ausbildungsvergütung und Arbeitszeiten

Vergütung (2024, tariflich):

    1. Jahr: ca. 950–1.000 €

    1. Jahr: ca. 1.100–1.200 €

    1. Jahr: ca. 1.350–1.450 €

Arbeitszeit:

  • In der Regel 40 Stunden pro Woche

  • Früher Arbeitsbeginn (6–7 Uhr), oft bis 15–16 Uhr

  • Zeitweise Samstagsarbeit oder witterungsabhängige Pausen


 

🧱 Entwicklung der Ausbildungszahlen im Dachdeckerhandwerk (2005–2025)

Die Anzahl der Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten wie folgt entwickelt:

JahrAnzahl der Auszubildenden
2005ca. 9.500
2010ca. 8.800
2015ca. 8.300
2020ca. 7.700
20217.715
20228.767
20238.737
20248.490
20258.588

Quelle: Statista, ZVDH, Handwerksblatt

Besonders erfreulich ist der Anstieg der weiblichen Auszubildenden:

JahrWeibliche Auszubildende
2020147
2021166
2023350
2025390

Quelle: Handwerksblatt

 

7. Weiterbildung und Karrierechancen

Nach der Gesellenprüfung kannst du dich weiterentwickeln:

  • 🧑‍🏫 Dachdeckermeister/in

    • Führungskraft, Ausbilder, Betriebsleiter oder Selbstständiger

  • 📐 Staatlich geprüfter Techniker/in – Bautechnik

    • Planung, Bauleitung, Projektkoordination

  • 🎓 Studium

    • Architektur, Bauingenieurwesen, Energie- & Gebäudetechnik (mit FH-Reife/Abitur)

  • 🏅 Energieberater/in

    • Spezialisierung auf nachhaltige Sanierung

8. Spezialisierungsmöglichkeiten

Nach der Ausbildung kannst du dich z. B. auf folgende Bereiche spezialisieren:

  • Gründächer & Dachbegrünung

  • PV- und Solartechnik

  • Holzbau und Zimmerei

  • Fassadenbau & Metallverarbeitung

  • Denkmalpflege und Altbausanierung


9. Verdienst und Gehaltsentwicklung

Nach der Ausbildung:

  • Berufseinsteiger-Gesellen: ca. 2.600–2.900 € brutto

Mit Meistertitel oder Spezialisierung:

  • ca. 3.400–4.200 € brutto

Als Betriebsinhaber:

  • deutlich mehr, abhängig vom Auftragsvolumen

Extras:

  • Zuschläge für Gefahrenarbeit, Montage, Überstunden

  • Urlaubs- und Weihnachtsgeld (tariflich geregelt)

 

💰 Entwicklung der Ausbildungsvergütung und Gesellenlöhne (2005–2025)

Die Ausbildungsvergütungen und Gesellenlöhne im Dachdeckerhandwerk haben sich wie folgt entwickelt:

Ausbildungsvergütung (brutto, monatlich)

Jahr1. Lehrjahr2. Lehrjahr3. Lehrjahr
2005ca. 500 €ca. 600 €ca. 700 €
2010ca. 600 €ca. 700 €ca. 800 €
2015ca. 700 €ca. 800 €ca. 900 €
2020ca. 860 €ca. 1.040 €ca. 1.320 €
20251.050 €1.200 €1.460 €

Quelle: ZVDH, IG BAU

Gesellenlöhne (brutto, Stundenlohn)

JahrStundenlohn
2005ca. 12,00 €
2010ca. 13,50 €
2015ca. 15,00 €
2020ca. 16,27 €
202523,28 €

Quelle: IG BAU, Wikipedia


 

10. Der Alltag eines Dachdeckers

  • 06:00 Uhr: Arbeitsbeginn im Betrieb oder direkt auf der Baustelle

  • 08:30 Uhr: Frühstückspause auf dem Gerüst

  • 12:00 Uhr: Mittagspause

  • 15:00–16:00 Uhr: Feierabend (je nach Wetter und Auftragslage)

Arbeit im Sommer: heiß, anstrengend
Arbeit im Winter: kalte Finger, aber Teamgeist wärmt!
Wetterpausen: gibt’s, wenn es zu gefährlich wird


11. Sicherheit auf der Baustelle

Dachdecker sind Profis im Arbeitsschutz:

  • Absturzsicherungen (Auffanggurte, Geländer)

  • Persönliche Schutzausrüstung (PSA)

  • Schulungen zu Erste Hilfe und Verhalten im Gefahrenfall

  • Regelmäßige Sicherheitsunterweisungen


12. Beruf mit Zukunft: Nachhaltigkeit & Innovation

  • Klimaschutz: Dämmung, PV-Anlagen, Gründächer

  • Nachhaltige Materialien: Holz, Naturstein, recycelte Produkte

  • Energieeffizienz: Luftdichte Gebäudehüllen, Wärmerückgewinnung

  • Digitalisierung: Drohnenvermessung, digitale Aufmaßtechnik


13. Frauen im Dachdeckerhandwerk

Immer mehr Frauen entdecken den Beruf für sich. Dachdeckerinnen werden von Betrieben sehr geschätzt, weil sie oft besonders präzise und organisiert arbeiten.

Pluspunkte für Frauen:

  • Gleiches Gehalt wie Männer

  • Aufstiegschancen ohne Glasdecke

  • Vorbilder: Meisterinnen, Ausbilderinnen, Betriebsleiterinnen


14. Auslandsperspektiven

Dachdeckerkenntnisse sind auch international gefragt:

  • Arbeiten in der Schweiz, Österreich, Norwegen (besserer Lohn)

  • Freiwilligendienst oder Work & Travel in Entwicklungsprojekten

  • EU-Anerkennung von Qualifikationen erleichtert Wechsel


15. Selbstständigkeit im Dachdeckerhandwerk

Viele Dachdecker*innen machen sich nach einigen Jahren selbstständig.

Voraussetzungen:

  • Meisterbrief

  • Eintragung in die Handwerksrolle

  • Betriebsführung, Buchhaltung, Kundenakquise

Vorteile:

  • Eigene Entscheidungen treffen

  • Höheres Einkommen

  • Gestaltungsspielraum


 

16. Bewerbungstipps: So bekommst du den Ausbildungsplatz

  • Anschreiben: Kurz, ehrlich, motiviert – warum willst du Dachdecker werden?

  • Lebenslauf: Tabellarisch, inkl. Hobbys (z. B. Sport, Handwerk)

  • Vorbereitung: Praktikum machen!

  • Kleidung beim Gespräch: Sauber, ordentlich, kein Anzug nötig


 

17. Arbeitgebermarketing: Wie gute Betriebe um Nachwuchs werben

  • Ausbildungsmessen

  • Instagram und TikTok mit Baustellen-Content

  • Praktika für Schüler:innen

  • Prämien für Azubis bei guten Noten

  • Unterstützung beim Führerschein


 

18. Dachdecker im digitalen Wandel

  • Digitale Baupläne auf dem Tablet

  • Drohnen für Dachinspektionen

  • Maschinensteuerung über App

  • Materialbestellungen automatisiert


 

19. Fazit: Lohnt sich die Karriere als Dachdecker?

Ja! Die Dachdeckerbranche bietet:

  • ✅ Sichere Jobs

  • ✅ Gute Bezahlung

  • ✅ Vielseitige Aufgaben

  • ✅ Weiterentwicklungsmöglichkeiten

  • ✅ Sinnvolle Arbeit im Klimaschutz

 

Wer nicht nur im Büro hocken will, gerne zupackt und dabei Zukunft gestalten möchte, trifft mit dem Dachdeckerhandwerk eine ausgezeichnete Wahl.

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